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Freitag, 18. November 2011

Multiplikation der Dankbarkeit


Diese Woche: Verlagskonferenz mit etlichen Diskussionen über Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Gewinnung neuer Leser, Präsenz in Facebook … Um wahrgenommen zu werden, um Leser/innen zu gewinnen, um Wirkung zu hinterlassen, muss man mächtig trommeln. Für unseren Verlag ist das, weil es um relevante und hochwertige Inhalte geht, auch völlig okay.

Mitten in diese Tagung hinein kommt eine sms mit der Nachricht: Eine alte Freundin ist gestorben, mit über achtzig. Ich weiß sofort: Die Trauerfeier, die nächste Woche stattfinden wird, wird wie ein Staatsbegräbnis sein.Ich sehe die überfüllte Kirche vor mir mit hunderten von Trauergästen, angereist aus allen Winkeln der Republik.

C. T., von der wir Abschied nehmen müssen, hat nie eine Öffentlichkeit gesucht. Von ihr stand nie in einer Zeitschrift zu lesen, sie hat weder Homepage noch Facebook-account gehabt. Ihr Lebensmittelpunkt war ihre Dreizimmerwohnung. So lange sie konnte, ging sie außerdem zum Gottesdienst. Viel größer war ihr Radius nicht.

Und doch hat sie unzählige Menschen erreicht – tiefgründig. Sie hat sie nachhaltig geprägt. Früher, indem sie die „Sonntagsschul-Tante“ für Generationen war. Später als Zuhörerin, Ratgeberin, Beterin. (Und beim Abschied auch Schokolade- und Geldschein-Zusteckerin.) Man kam zu ihr und zu ihrer Schwester. Auf ihrer „Freundesliste“ zu sein war um ein Vielfaches wirkungsvoller als jede heutige community-Freundschaft.

Was zählt am Ende eines Lebens?
Was war ihr Geheimnis?

Sie hat das wirkt, was Paulus im 2. Korintherbrief so beschreibt:

„Und wenn Gottes Gnade immer mehr Menschen zu Christus führt, wird auch der Chor derer, die ihm danken, immer lauter, und Gott wird immer mehr Ehre erwiesen.“ (4,15)

C. T. zieht eine Spur hinter sich her: die zu ihren Lebzeiten immer mehr wachsende Menge derer, die Gott danken, weil sie uns mit ihm irgendwie in Berührung gebracht hat.

Lange Zeit strotzte sie vor Vitalität. In den letzten Jahren ihres Lebens war sie gesundheitlich stark eingeschränkt. Die Gedanken von Paulus, in die er seinen Satz aus 2. Korinther 4,15 eingebettet hat, sind wie ein Nachruf auf C. T., wenn man sie aus ihrer Sicht gesprochen liest:

„Doch diesen kostbaren Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen, nämlich in unseren schwachen Körpern. So kann jeder sehen, dass unsere Kraft ganz von Gott kommt und nicht unsere eigene ist. Von allen Seiten werden wir von Schwierigkeiten bedrängt, aber nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber Gott lässt uns nie im Stich. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir stehen wieder auf und machen weiter. Durch das Leiden erfahren wir am eigenen Leib ständig den Tod von Christus, damit auch sein Leben an unserem Körper sichtbar wird. Es ist wahr: Weil wir Jesus dienen, leben wir in ständiger Todesgefahr, damit sein Leben an unserem sterblichen Körper sichtbar wird. So leben wir im Angesicht des Todes, und das hat euch das Leben gebracht. 
Dennoch hören wir nicht auf zu predigen, weil wir denselben Glauben haben wie der Psalmist, der sagte: »Ich glaube an Gott, deshalb rede ich.« Wir wissen, dass derselbe Gott, der Jesus, unseren Herrn, auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken wird und uns zusammen mit euch vor sich hintreten lassen wird. Das alles ist zu eurem Besten. Und wenn Gottes Gnade immer mehr Menschen zu Christus führt, wird auch der Chor derer, die ihm danken, immer lauter, und Gott wird immer mehr Ehre erwiesen. 
Deshalb geben wir nie auf. Unser Körper mag sterben, doch unser Geist wird jeden Tag erneuert. Denn unsere jetzigen Sorgen und Schwierigkeiten sind nur gering und von kurzer Dauer, doch sie bewirken in uns eine unermesslich große Herrlichkeit, die ewig andauern wird! So sind wir nicht auf das Schwere fixiert, das wir jetzt sehen, sondern blicken nach vorn auf das, was wir noch nicht gesehen haben. Denn die Sorgen, die wir jetzt vor uns sehen, werden bald vorüber sein, aber die Freude, die wir noch nicht gesehen haben, wird ewig dauern.“

Dieses Ziel hat sie jetzt erreicht. Und wir, die wir noch hier sind und sie kannten, gehören zur Menge derer, die Gott danken. Ohne sie wäre unser Dank ärmer.

Kann man mehr in seinem Leben erreichen?