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Mittwoch, 27. Oktober 2010

Wenn Gott asymmetrisch erscheint

Über die Einseitigkeit Gottes hatte ich früher schon mal was geschrieben.
Jetzt sind mir weitere Dinge aufgefallen -- ich habe sie im Bibel-Blog notiert.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Blog von Faszination Bibel

Seit einigen Tagen ist er online: Der Blog von faszination-bibel.net. Begleitend zum Magazin poste ich selbst und einige andere Autoren etwas über unsere Bibelleseerfahrungen -- also ähnlich wie hier im Wetter-Bericht. Der Bonus des Faszination-Bibel-Blogs: Leser kommentieren die Beiträge -- und das wird auch bereits genutzt.
Ich werde meinen Wetter-Bericht weiter bestücken. Bibel-Beiträge kommen jetzt zumeist im anderen Blog. Ich werde aber hier jeweils auf neue Beiträge hinweisen.
Und das andere: Das erste Heft von Fasziantion Bibel ist erschienen! Ich berichte hier über einige Beiträge aus diesem Heft.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Was heißt: gesegnet sein?

Vergangenen Sonntag – am 10.10.10. – war der „Micha-Sonntag“. Er erinnert mit Micha 6,8 an die Gerechtigkeit, die Gott von seinen Geschöpfen erwartet.
Die biblische Schriftlesung im Gottesdienst der FeG Marburg, den ich besucht habe, war der lange Abschnitt aus Matthäus 25,31-46: Jesu Rede vom Weltgericht. Die Menschen treten hier in zwei Gruppen vor den Richter: die Gerechten und die Verfluchten. Das wirft Fragen genug auf. Eine Sache aber sprang mir sofort ins Ohr:
Jesus redet die erste Gruppe an mit: „ihr Gesegneten“. Was meint er damit? Warum sind die, die Liebe praktiziert haben, gesegnet?
Der Segen besteht nicht darin, dass der Richter sie dann belohnt. Die „Belohnung“, die Konsequenz, wird vielmehr anders beschrieben: „Empfangt als Erbe das Reich, das für euch vorbereitet ist.“ Der Gedankengang ist: Ihr habt Zugang zum Reich Gottes <– denn <– ihr habt Liebe praktiziert.
Die Anrede „ihr Gesegneten“ kommt aber noch vorher. Sie bezieht sich nicht einfach auf die Belohnung. Worin besteht der Segen denn dann?
Antwortversuch 1: Diese Menschen sind handfest, materiell gesegnet. Denn sie besitzen etwas, mit dem sie „zu essen und zu trinken geben, beherbergen, bekleiden“ konnten. Sie haben Nahrung, Wohnung, Kleidung – Ausdrucksformen des Segens Gottes.
Antwortversuch 2: Sie sind gesegnet mit einem Leben, das Liebe enthält. Sie waren imstande zu teilen und das ist der Segen. Nicht das „Material“, das sie teilten, sondern die Bereitschaft und die Praxis des Teilens. Ob das dem Sinn des Textes nahe kommt?
Nächste Woche möchte ich hier noch einige weitere Beobachtungen zu diesem Bibelabschnitt zeigen, die meine Vermutung noch unterstützen – und weitere Ergebnisse der Rede Jesu zutage fördern.
Für heute habe ich nachzudenken darüber, was es heißt, gesegnet zu sein. In 2. Chronik 31,10 beschreibt der Hohepriester Asarja seine Sicht von Gottes Segen: Man hat materiell etwas für Gott abgegeben, man kam dabei selber nicht zu kurz, man konnte satt werden und es blieb noch etwas übrig. Das ist Segen – einschließlich des ersten Schrittes: Teilen.
Jesus spricht die „Gesegneten seines Vaters“ an. Was heißt: gesegnet sein? Mein Eindruck: Gesegnet ist, wer die Bereitschaft und die Praxis des Teilens in seinem Leben hat. Die Schönheit der Liebe und des Abgebens zu entdecken und daran Freude zu gewinnen – das ist Segen. Das Materielle kommt dann irgendwann auch noch.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Gute Neuigkeiten für Pharisäer

„Gottes Königsherrschaft kommt nicht mit äußeren Zeichen“, hat Jesus gesagt, „sondern sie ist schon bei euch.“ (Lukas 17,20f. in Umschreibung) Das habe ich bisher immer so verstanden, als hätte es Jesus seinen Schülern, seinen Nachfolgern gesagt. Ganz ähnlich wie sein anderes Versprechen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ So würde es auch ganz gut zum Gedankengang in Lukas 17 passen: Hier redet Jesus immer wieder seine Schüler bzw. die Apostel an.

Heute aber – „zufällig“ hab ich diese Sätze mal wieder gelesen – merke ich: Jesus hat das zu den Pharisäern gesagt. In deren Nähe ist also Gottes Königsherrschaft – und das, obwohl die ja nur wenig von ihr verstanden hatten. „Ihr kennt weder die Schrift noch die Kraft Gottes“, hatte Jesus ihnen mal bescheinigt.
Dennoch – die Königsherrschaft Gottes mitten unter ihnen? Oder gar in ihnen persönlich? Wie kann das sein?

Ich denke an den Start der Bergpredigt, Matthäus 5,1. Jesus spricht da zu einem doppelten Hörerkreis: zum ganzen Volk und zum „inneren Ring“ seiner Schüler. Alle gemeinsam hören z. B., wer „selig“, wer glücklich ist. Echten Sinn ergeben diese Seligpreisungen nur in Verbindung mit Jesus. Aber jeder, der es gehört hat, konnte es auf sich beziehen – Jesus hat bei der Bergpredigt den äußeren Ring, die Volksmenge, nicht ausgegrenzt.

Vielleicht ist es so ähnlich mit den Pharisäern. Auch sie hätten Zugang zu Gottes Königsherrschaft. Es ist nicht Jesus, der sie davon ausklammert.
Dennoch ist die Vorstellung ungewöhnlich und ich bin noch nicht zu Ende damit, über sie nachzudenken.

Was bedeutet der Satz Jesu für die Pharisäer? Was sind das für Leute, wenn Gottes Herrschaft bei ihnen ist?
Was bedeutet der Satz Jesu für das Wesen von Gottes Königsherrschaft?

Samstag, 2. Oktober 2010

Johannes und Paulus

Der Lehrtext von Freitag – Lehrtext ist der zweite Teil aus dem Neuen Testament in den täglichen Losungen – der Lehrtext von Freitag hat etwas Staunenswertes gezeigt.

„Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ Johannes 3,36

Hier wird eine positive Möglichkeit mit ihrem Gegenteil verglichen. Wer glaubt … und wer nicht gehorsam ist. Eine einfache gedankliche Struktur. Demnach ist das Gegenteil von Glauben: nicht gehorsam sein. Das ergibt Sinn, wenn Glauben gleich Gehorsam ist. Eine Haltung, die in sich klar wird, wenn wir sie bei Jesus ablesen: Der Sohn war dem Vater gehorsam, eben weil er ihm vertraute. So ist es ganz im Rahmen der Sprache und des Denkens des Johannesevangeliums.

Und nun das Besondere:

Johannes einerseits und Paulus andererseits haben je ihre eigene Sprach- und Denkwelt. Man kann da nichts vorschnell harmonisieren und sollte es auch nicht.
Aber unterirdisch gibt es doch verborgene Verbindungen. Die Sache mit dem Glauben und dem Gehorsam ist so eine. „Glaubensgehorsam“ ist ein wichtiger Schlüsselbegriff im Römerbrief. Den missversteht man leicht, etwa nach der Melodie: Wenn du glaubst, wirst du doch wohl auch hübsch gehorchen! Ein platter Anspruch wäre das. Aber Glauben ist in der Bibel Vertrauen. Man übersetze bei Paulus also: „Vertrauensgehorsam“. Aus dem Vertrauen entspringt das Horchen und Gehorchen. Gehorsam ohne Vertrauen wäre falsch – wäre Unglaube trotz formal richtiger Tat.

Und nun taucht dieses Paulus-Grundwort verborgen auch bei Johannes auf, auf seine Weise. Vertrauen = Gehorsam, Gehorsam = Vertrauen.

Die Einheit der Schrift sollte man nicht einfach nur behaupten oder gar verteidigen oder beweisen wollen. Aber man kann sie, wenn man sich zweckfrei Zeit nimmt, entdecken. Das gefällt mir besser.