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Sonntag, 26. Mai 2013

Wo ist Gott im Buch Ester?

Das Buch Ester aus dem Alten Testament hat u.a. die Besonderheit, dass der Name Gottes nicht vorkommt. Nicht einmal „Gott“ oder „der Herr“ wird genannt. Selbst an einer Zentralstelle wie 4,14 ist da, wo man die Nennung Gottes erwarten würde, nur „von einem andern Ort“ die Rede. Dieses biblische Buch scheint von Gottes Handeln nur andeutungsweise reden zu wollen. Es ist, als ob er unsichtbar im Hintergrund steht, aber sich nicht eindeutig erkennbar meldet. Eine im wahrsten Sinne des Wortes „hintergründige“ Theologie.
So ungefähr kann man es in Bibelhandbüchern und Bibelkommentaren lesen. Alles richtig – aber damit ist noch nicht alles gesagt. Die Neuauflage des „Lexikons zur Bibel“, die im Oktober herauskommen wird, zeigt im Artikel „Ester“ noch einige spannende Entdeckungen.
Vier Bibelstellen im Buch Ester sind so gestaltet, dass der biblische Name Gottes, Jahwe, in versteckter Weise vorkommt. Die Anfangsbuchstaben von vier aufeinander folgenden Worten ergeben den Namen JHWH. In Ester 1,20 z.B. ist das der Fall; die Buchstabenfolge JHWH erscheint dabei in umgekehrter Reihenfolge. Drei weitere Stellen gibt es im Esterbuch, wo diese Anordnung variiert durchgeführt wurde.
Ist das nur ein weiteres Beispiel hysterischer Bibelauslegung, die irgend einen nie gekannten, aber jetzt enthüllten „Bibelcode“ sucht? Nein. Drei alte hebräische Handschriften sind bekannt, in denen diejenigen Buchstaben in Ester 1,20, die den Namen JHWH bilden, extra groß geschrieben sind.
Die vier Stellen ergeben ein interessantes Muster, das zeigt: Da liegt kaum ein Zufall vor, das hat ein biblischer Autor bewusst so arrangiert. Das ist ganz offenbar ein äußerst kunstfertiges theologisches Bekenntnis: In die Geschichte von Gottes Volk hat Gott seinen Namen eingewebt.

Die drei anderen Stellen und eine Tabelle, die alles anschaulich darstellt, werden dann in der Druckausgabe des Lexikons zu lesen sein. Kann ja nicht alles hier verraten ...