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Donnerstag, 5. Dezember 2013

Die Logik des Segnens

Segen heißt: für jemand anderen Gutes von Gott erbitten. So zu leben und zu beten, ist Auftrag an uns Christen. Der Erste Petrusbrief sagt: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.“
Welche „Logik“ steckt dahinter? 
Mehr dazu im Bibel-Blog: hier.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Gottesdienst ist kein Boxenstopp

Unter den christlichen Wortschöpfungen und Redensarten ist diese sicher eine der häufigsten:

„auftanken“

 Wenn sich jemand nach einer betriebsamen oder fordernden Woche auf den Gottesdienst freut, sagt er oft: „Da kann ich endlich mal wieder auftanken.“ Im Vorblick auf ein freies Wochenende oder einen Urlaub heißt es oft, man wolle seine „Batterien wieder aufladen“.

Für das Regenerieren von Körper und Seele im Urlaub kann diese Redensart vielleicht passend sein – aber für einen Gottesdienst? Auftanken ist ein technischer Vorgang, und schon das macht mich misstrauisch, dass dieses Bild für eine geistliche Wirklichkeit passend sein könnte (wie ich ausführlicher hier beschrieben habe).

Wenn ich mein Auto auftanke, fahre ich schnell mal vor, fülle voll, bezahle und dann geht es weiter. Das Auto betanken ist meist nicht mehr als ein notwendiges Übel, manchmal (wenn man es sehr eilig hat) sogar eine störende Unterbrechung. Wer wann wie schnell wohin fährt, steht schon vor dem Auftanken fest und ändert sich danach auch nicht.

Wenn ich mich nach einer hektischen Woche auf Zeit zum Reden und Entspannen mit meiner Frau freue – wäre es nicht seltsam, wenn ich ihr sagte: „Wie schön, dass morgen Wochenende ist. Da kann ich mal wieder so richtig bei dir auftanken.“? Vielmehr werden wir uns ja auf ganz unterschiedliche Weise begegnen. Wir werden uns erzählen, was uns bewegt, wir entspannen vielleicht zusammen oder nehmen gemeinsam bei einem Besuch oder einer kulturelle Sache neue Eindrücke auf, die uns miteinander verbinden. Oder es sind erst mal Spannungen zu klären, Dann ist die gemeinsame Zeit zunächst anstrengend, aber danach ist die Luft wieder klar. Für nichts von alledem wäre die Metapher „Tankstelle“ oder „Boxenstopp“ angemessen. Es wäre auch viel zu wenig, wollte ich die Zeit mit meiner Frau vorrangig nur deshalb erleben, damit sich danach wieder richtig funktioniere und „durchstarten“ kann.

Wenn das allerdings so ist, dann ist es auch eine sinnlose, ein falsche Erwartung an einen Gottesdienst, dort mal wieder so richtig aufzutanken. Als ob Gott der geistliche Spritlieferant wäre. Ist die Begegnung mit ihm nicht weitaus vielschichtiger? Auch in der Zeit mit Gott geht es darum, dass ich ihm mitteile, was ich auf dem Herzen habe (an Freude und Beschwerlichem) – und umgekehrt. Manchmal muss ein Konflikt angesprochen werden. Manchmal steht im Vordergrund, gemeinsam etwas zu unternehmen (z.B. im Gottesdienst anderen zu dienen). Weil ich es mit dem lebendigen heilig liebenden Gott zu tun habe, ist es auf jeden Fall angezeigt, dass ich einigermaßen ergebnisoffen in einen Gottesdienst gehe. Nicht erwartungslos, aber ergebnisoffen. Wenn ich mit meinem Auto an der Tankstelle vorfahre, ist das alles andere als ergebnisoffen.

Ich glaube, die allermeisten derer, die sich auf das Auftanken bei Gott freuen, verbinden viele der oben angedeuteten Vorstellungen damit. Viele erwarten von Gott gerade, dass ER spricht, dass ER handelt. Es ist eine aufrichtige Erwartung voller Glauben.

Bloß: Wenn das so ist, warum spiegelt sich das nicht in der Sprache wieder? Warum ist so dermaßen oft in Gesprächen, Predigten, Artikeln und Büchern vom Auftanken die Rede?

Bin ich zu pingelig? Ich weiß nicht … ich meine: Wenn Sprache und Sache nicht übereinstimmen, ist das ein Zeichen dafür, dass irgend etwas verkehrt ist. Oft fangen falsche Haltungen, falsche Taten mit falscher Sprache an. Oder falsche Sprache begünstigt zumindest falsches Denken, Tun, Leben.

Nein, ich ärgre mich durchaus nicht jedes Mal, wenn ich jemanden vom „Auftanken“ reden höre. Aber diejenigen von uns, die besonders mit Sprache umgehen, die besonders auf sie angewiesen sind, deren vorrangiges Werkzeug die Sprache ist – wir sollten Worte bewusst gebrauchen. Gedankenlosigkeiten abschütteln. Mit echter, stichhaltiger Sprache setzen wir (oft für andere unmerklich, aber dennoch wirksam) Akzente. Bereiten manchmal sogar Trends vor. Sprache ist nicht nur ein Spiegel der Wirklichkeit, sondern schafft oft Wirklichkeit.

Werden wir also fantasievoll und genau, wenn wir darüber reden, was wir von Gott und einem Gottesdienst erwarten!