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Mittwoch, 30. Juni 2010

Quantität bringt Qualität

Viel hilft viel. Manchmal. Meist gilt Quantität als Gegensatz von Qualität: Wer viel macht, kann es nicht so gut machen; wer etwas gut machen will, sollte weniger davon tun, das aber mit um so mehr Aufmerksamkeit.

Mir scheint, beim Bibel-Lesen ist es anders. Quantität bringt oft Qualität. Wer viel liest, liest besser.

Warum? Weil sechs Augen mehr sehen als zwei – und wenn man nur zwei Augen hat, aber dreimal liest, kommt man ungefähr zum selben Ergebnis.

Die wichtigsten Beobachtungen kommen selten beim ersten Lesen. Denselben Bericht, denselben Psalm immer wieder vornehmen, immer wieder durchgehen – das öffnet Augen. Das lässt irgendwann stolpern über Dinge, die tatsächlich da stehen, aber erst jetzt hat man sie gefunden.

Der Jazzpianist Bill Evans hatte kein riesiges Repertoire an Songs, die er interpretierte, sondern empfahl, ein bestimmtes Stück wieder und wieder vorzunehmen, auszuloten, neu zu entdecken. Ge­rade er wurde zum unübertroffenen und stilbildenden Jazzpiano-Neuerfinder.

„Quantität“, mehr und noch mehr: Das heißt nicht verbissen auf Menge zu arbeiten. Sondern in lo­ckerer Folge immer neue Anläufe nehmen, entspannt und aufmerksam. Spielerisch. (Wieder ähnlich wie beim Klavier: Das bedient man nicht und man holt nicht das Möglichste aus ihm her­aus, sondern man – spielt es!)

Viel hilft viel; viel Bibel hilft viel verstehen. Leistung ist nicht nötig. Bloß Neugier und Ausdauer.

Freitag, 18. Juni 2010

Gott ist einseitig

Ausgeglichene Menschen sind angenehme Menschen. Ist Gott ausgeglichen?
Sicher ist er nicht launisch. Wohl aber einseitig. Die vielgehörte Formel „Gott ist liebevoll und auch gerecht“ oder „Gott ist liebevoll, aber (!) auch gerecht“ stimmt nicht.
Was mir dazu am Herzen liegt, habe ich hier gesagt bzw. geschrieben..

Mittwoch, 16. Juni 2010

"Miteinander den Weg beschreiten"

Meinungsverschiedenheiten, Konflikte - muss das zur Entzweiung führen? Oder kann Verschiedenartigkeit verbinden?
Wie wäre es, wenn Augustinus' Leitlinie alle Christen prägen würde, die in den Gemeinden sich aneinander reiben?
Lieber Leser, wo du ebenso sicher bist wie ich, schreite mit mir zusammen voran;
wo du ebenso zögerst, suche mit mir zusammen;
wo du einsiehst, dass du geirrt hast, kehre zu mir zurück;
wo du bei mir einen Irrtum erkennst, bringe mich davon ab!
So wollen wir miteinander den Weg der Liebe beschreiten und zu ihm gehen, von dem die Schrift sagt: „Sucht sein Antlitz allezeit!“
(Augustinus, De Trinitate 1,3,5)