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Samstag, 24. März 2012

Kommen alle Menschen in den Himmel?


Kommen alle Menschen in den Himmel? Das ist eine andere Formulierung der Frage, ob Gott alle Menschen gewinnen wird. Dahinter steht ja fast immer die Sehnsucht und die Hoffnung, dass es eben so sein wird: dass Gott alle gewinnt, dass alle einmal bei Gott ankommen – im Himmel.
Ich finde, man kann diese Frage nicht trennen von einer zweiten:

Wollen alle Menschen in den Himmel?
Wahrscheinlich ja. Zumindest, wenn man sich den Himmel so vorstellt, wie er in der Bibel z.B. in Offenbarung 21,4 beschrieben wird: „Er wird alle ihre Tränen abwischen, und es wird keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben. Denn die erste Welt mit ihrem ganzen Unheil ist für immer vergangen.“
An diesem Ziel anzukommen, wünsche ich nicht nur mir, sondern allen, die ich kenne und liebe. In diesen Himmel werden vermutlich alle Menschen kommen wollen.

Allerdings ist das ja nur ein Ausschnitt dessen, wie der Himmel – laut der Bibel – einmal sein wird. Hier wird sozusagen die Fläche beschrieben, aber nicht der Mittelpunkt. Der Mittelpunkt wird so aussehen, wie es z.B. in Offb 21,3.22-24 gezeigt wird: In der Mitte ist Gott und das Lamm. Das Lamm ist eine bildhafte Beschreibung für Jesus Christus – und zwar für den Jesus Christus, der sich selbst geopfert hat, um die Menschen zurückzugewinnen und aus der fatalen Bindung an die Sünde freizukaufen. Aus der Fülle der biblischen Christusbilder wird am Ende gerade dieses Bild vom Lamm mehrfach betont.
Gott und Christus sind in diesem Himmel nicht einfach die, die Gutes geben, segnen, Leid besiegen, Schmerz fernhalten und die Menschen glücklich machen. Sondern im Vordergrund steht dies: Gott und Christus sind diejenigen, die man anbetet.
„Man“: jeder, der im Himmel ist. Und gerade so „macht“ Gott die Menschen „glücklich“: Indem er sie zu der Bestimmung zurückbringt, für die sie geschaffen wurden. Nämlich: Gott, den Schöpfer anbeten, und zwar auf dem Weg, auf dem Gott seine Menschen zurückgewonnen hat – durch Jesus.

Wollen alle Menschen in den Himmel? In diesen Himmel? Werden sie ihr Glück darin haben wollen, Gott anzubeten? Und Christus, das Lamm? Wie schön, wenn es so wäre. Aber werden alle das wollen?
Gegenfrage: Wer wollte sich denn dieser Anbetung noch verweigern, wenn er endlich erkannt hat, dass Gott die Wahrheit ist und das Christus der Weg, die Wahrheit und das leben ist? 

Angenommen, Gott schenkt jedem Menschen nach seinem Tod die Gnade, dass er (noch einmal? erstmals?) diese Wahrheit erkennen kann: dass Gott ihn liebt und dass in Christus Gott ganze Fülle wohnt. (Diese Annahme ist unter Christen nicht unumstritten. Zugang zur Erkenntnis Gottes nach dem Sterben halten manche für möglich, andere für sehr wahrscheinlich, wieder andere für fast ausgeschlossen. Aber mal angenommen, es wird so sein:) Wird denn wirklich jeder DIESE Wahrheit ergreifen wollen? Wird jeder sein ganzes ewiges Leben um einen Retter herum sein wollen, der in den Tod gegangen ist; der die Macht gerade deshalb hat, weil er sie abgegeben hat; der gesiegt hat, weil er zum Opfer wurde?

Ich kann mir viele Menschen vorstellen, für die diese Art von Ewigkeit eher abstoßend ist. Z.B. solche, die einer Herrenmenschenideologie folgen, die Stärke ausschließlich in gewalt-haltiger Überlegenheit sehen, die jede Art von Schwäche widerlich finden und für die „Du Opfer!“ nie ein Ausruf sein kann, der irgend einen erstrebenswerten Aspekt in sich trägt. Werden solche Menschen ein „Lamm“ anbeten wollen, das sich geopfert hat?
(Natürlich, Christus ist in der Bibel weit mehr als das Opferlamm. Er ist auch „der Löwe aus Juda“, der „helle Morgenstern“ usw. – um nur einmal Konzepte aus dem Buch der Offenbarung zu nennen. Aber sein sehr charakteristisches Wesen, eben auch Opferlamm zu sein, wird nicht verblassen innerhalb der Vielfalt seiner biblischen Bedeutung. Schon gar nicht am Ende, wo das Buch der Offenbarung gerade das Bild vom Lamm so hervorhebt.)

Ich denke auch an Menschen, die ihren Monotheismus (ihren Ein-Gott-Glauben) so verstehen, dass neben dem einen Gott ein Messias absolut lästerlich wäre. (Das trifft für Juden so wohl nicht zu, denn „Messias“ ist ja eine Vorstellung und eine Hoffnung, die wir dem Judentum verdanken. Es trifft aber vermutlich sehr auf Muslime zu. Dass Jesus als geopferter Messias nicht nur rettet, sondern neben Gott steht, ist allerdings auch den meisten Juden wohl bisher nicht zugänglich.) Werden solche Menschen in einem Himmel sein wollen, wo nicht nur Gott unter den Menschen wohnt – „die Wohnung Gottes ist nun bei den Menschen!“ –, sondern wo die Herrlichkeit Gottes und das Lamm gemeinsam alles durchleuchten und durchfluten? 

Das Lied des Mose und das Lied des Lammes, das in der Ewigkeit erklingen wird, lautet: „Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.“ (Offb 15). Der Schluss ist klar: Alle kommen zu Gott. Es ist bemerkenswert, dass zuvor kein Dogma formuliert wird, sondern eine Frage: Wer sollte dich nicht fürchten?
Ja, wer denn? Vielleicht nicht zufällig bleibt diese Frage offen.

Kommen alle Menschen in den Himmel?
Wollen alle Menschen in den Himmel?
Nehmen die Christen, die glauben, dass alle in den Himmel kommen, wirklich alle Menschen in ihrem Willen ernst?