„Gottes Königsherrschaft kommt nicht mit äußeren Zeichen“, hat Jesus gesagt, „sondern sie ist schon bei euch.“ (Lukas 17,20f. in Umschreibung) Das habe ich bisher immer so verstanden, als hätte es Jesus seinen Schülern, seinen Nachfolgern gesagt. Ganz ähnlich wie sein anderes Versprechen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ So würde es auch ganz gut zum Gedankengang in Lukas 17 passen: Hier redet Jesus immer wieder seine Schüler bzw. die Apostel an.
Heute aber – „zufällig“ hab ich diese Sätze mal wieder gelesen – merke ich: Jesus hat das zu den Pharisäern gesagt. In deren Nähe ist also Gottes Königsherrschaft – und das, obwohl die ja nur wenig von ihr verstanden hatten. „Ihr kennt weder die Schrift noch die Kraft Gottes“, hatte Jesus ihnen mal bescheinigt.
Dennoch – die Königsherrschaft Gottes mitten unter ihnen? Oder gar in ihnen persönlich? Wie kann das sein?
Ich denke an den Start der Bergpredigt, Matthäus 5,1. Jesus spricht da zu einem doppelten Hörerkreis: zum ganzen Volk und zum „inneren Ring“ seiner Schüler. Alle gemeinsam hören z. B., wer „selig“, wer glücklich ist. Echten Sinn ergeben diese Seligpreisungen nur in Verbindung mit Jesus. Aber jeder, der es gehört hat, konnte es auf sich beziehen – Jesus hat bei der Bergpredigt den äußeren Ring, die Volksmenge, nicht ausgegrenzt.
Vielleicht ist es so ähnlich mit den Pharisäern. Auch sie hätten Zugang zu Gottes Königsherrschaft. Es ist nicht Jesus, der sie davon ausklammert.
Dennoch ist die Vorstellung ungewöhnlich und ich bin noch nicht zu Ende damit, über sie nachzudenken.
Was bedeutet der Satz Jesu für die Pharisäer? Was sind das für Leute, wenn Gottes Herrschaft bei ihnen ist?
Was bedeutet der Satz Jesu für das Wesen von Gottes Königsherrschaft?