Das Buch Ester aus dem Alten Testament
hat u.a. die Besonderheit, dass der Name Gottes nicht vorkommt. Nicht
einmal „Gott“ oder „der Herr“ wird genannt. Selbst an einer
Zentralstelle wie 4,14 ist da, wo man die Nennung Gottes erwarten
würde, nur „von einem andern Ort“ die Rede. Dieses biblische
Buch scheint von Gottes Handeln nur andeutungsweise reden zu wollen.
Es ist, als ob er unsichtbar im Hintergrund steht, aber sich nicht
eindeutig erkennbar meldet. Eine im wahrsten Sinne des Wortes
„hintergründige“ Theologie.
So ungefähr kann man es in
Bibelhandbüchern und Bibelkommentaren lesen. Alles richtig – aber
damit ist noch nicht alles gesagt. Die Neuauflage des „Lexikons zur
Bibel“, die im Oktober herauskommen wird, zeigt im Artikel „Ester“
noch einige spannende Entdeckungen.
Vier Bibelstellen im Buch Ester sind so
gestaltet, dass der biblische Name Gottes, Jahwe, in versteckter
Weise vorkommt. Die Anfangsbuchstaben von vier aufeinander folgenden
Worten ergeben den Namen JHWH. In Ester 1,20 z.B. ist das der Fall;
die Buchstabenfolge JHWH erscheint dabei in umgekehrter Reihenfolge.
Drei weitere Stellen gibt es im Esterbuch, wo diese Anordnung
variiert durchgeführt wurde.
Ist das nur ein weiteres Beispiel
hysterischer Bibelauslegung, die irgend einen nie gekannten, aber
jetzt enthüllten „Bibelcode“ sucht? Nein. Drei alte hebräische
Handschriften sind bekannt, in denen diejenigen Buchstaben in Ester
1,20, die den Namen JHWH bilden, extra groß geschrieben sind.
Die vier Stellen ergeben ein
interessantes Muster, das zeigt: Da liegt kaum ein Zufall vor, das
hat ein biblischer Autor bewusst so arrangiert. Das ist ganz offenbar
ein äußerst kunstfertiges theologisches Bekenntnis: In die
Geschichte von Gottes Volk hat Gott seinen Namen eingewebt.
Die drei anderen Stellen und eine
Tabelle, die alles anschaulich darstellt, werden dann in der
Druckausgabe des Lexikons zu lesen sein. Kann ja nicht alles hier
verraten ...