Auch Abraham gehört zu denen, die eine
konkrete Frage an Gott gestellt haben. In 1. Mose 18 wird von Gottes
Plänen berichtet, die überaus sündige und menschenverachtende
Stadt Sodom zu vernichten. Abraham fragt daraufhin Gott:
„Willst du wirklich den Gerechten
zusammen mit dem Frevler wegraffen?“ (1Mo 18,23)
Das ist keine echte Frage, keine
ergebnisoffene. Denn Abraham weiß genau, welche Antwort er hören
will, und zu dieser Antwort will er Gott provozieren. Aber vielleicht
kann man dennoch auch aus dieser Frage Schlussfolgerungen ziehen auf
Glaubende heute – wenn wir unsere Fragen an Gott stellen.
Das könnte dann folgende Überlegung
sein: Abrahams Frage ist nicht die erste Frage in diesem Bericht.
Sondern ganz am Anfang steht Gottes Frage: „Sollte ich vor Abraham
geheim halten, was ich tun will?“ (V. 17) Gott hat es also
eingefädelt, dass er einen Plan fasst, dass er Abraham Hinweise
darauf gibt und dass er Abrahams Frage so provoziert. Und auch der
folgende Dialog, als Abraham mit Gott in Verhandlungen tritt und Gott
geradezu zur Gnade überredet – all das ist Folge von Gottes
Anfangsfrage.
Abraham hatte also ein wirkliches
Problem, und sobald das aufbrach, ging er damit zu Gott. Aber der
biblische Erzähler sieht das Ganze noch aus einer höheren Warte:
Die Frage des Menschen hat eine Vorgeschichte von Gott her. Ja, der
Mensch darf und soll Gott fragen, und Gott lässt sich auf den Dialog
ein, bis er ihn in V. 33 beendet – dann erst. Die menschlichen
Fragen sind eingebettet in Gottes Geschichte, sie sind also von ihr
umschlossen und in ihr aufgehoben. Uns scheinen unsere Fragen
manchmal bestürzend zu sein, aber in Wirklichkeit sind sie ein Teil
vom großen Ganzen.
Konsequenz: Beten! Gott fragen! Und
dann auf Gott hören!