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Samstag, 12. August 2023

Sterne oder Sonne?

Wenn die Sonne aufgeht, verblassen alle Sterne.

Wer andere Menschen in Kontakt mit Gott und seinem Reich bringt und selbst Einsicht in Gottes Reich hat, steht unter einer großen Verheißung. Solche Menschen werden leuchten wie Sterne und wie der Glanz des Himmels. Und dies ohne Ende, bis in alle Ewigkeit (Daniel 12,2). Was für ein unglaublich großes Versprechen!

Doch es gibt eine noch größere Verheißung. Bestimmte Menschen werden nicht nur wie Sterne leuchten, sondern sind wie die Sonne morgens beim Aufgang. Diese Zusage gilt denen, die Gott lieben (Richter 5,31).

Zwei Haltungen bzw. Handlungen also: Menschen segnen und führen – und Gott lieben. Wegweiser werden wie Sterne sein, künftig. Gottesliebhaber sind wie die Sonne, jetzt schon.

Und das zeigt: Die Liebe ist größer.

Donnerstag, 18. Mai 2023

Warum Ostern Pfingsten braucht

 Die Auferstehung von Jesus ist für Christen das einzigartige, entscheidende Datum der Weltgeschichte. Von Anfang an sagten sie diese Botschaft weiter. In den ersten Wochen bestätigte Christus diese Botschaft, indem er einigen seiner Jünger körperlich erschien. Seitdem geht diese Nachricht um die Welt.

Die Strategie Gottes, um die Botschaft von Christus durchzusetzen, ist aber eine eigenartige. Warum hat er sich dafür entschieden, dass Christus nur seinen Jüngern erschien? Wie wirkungsvoll wäre es gewesen, wenn er auch den Hohepriestern, Pharisäern und Schriftgelehrten erschienen wäre! Hätten sie sich dann dem Messiasanspruch noch wirklich entziehen können? Wie anfechtbar war dagegen die Predigt der Apostel, weil sie die Auferstehung nur behaupten und bezeugen konnten! Seltsamerweise fragte damals niemand (zumindest ist es uns nicht überliefert): „Wenn der Nazarener auferstanden ist — wo ist der denn? Zeigt ihn uns doch.“ Einige der ersten Apostel-Predigten deuten zwar auch die Himmelfahrt an — aber ziemlich verklausuliert. Hat das damals jemand in seiner Bedeutung erfassen können?

Anfechtbare Botschaft, dünner Faden

Nach menschlichen Maßstäben war die erste christliche Verkündigung also ziemlich geschwächt: Man soll an einen Gekreuzigten glauben? Das ist widersinnig, er ist doch öffentlich widerlegt; Gott hat ihm nicht geholfen, also muss er ihn verworfen haben. An einen Auferstandenen? Warum sieht man nichts von ihm? Oder an einen in den Himmel Aufgenommenen? Wie soll das geschehen sein? Oder meinen die Apostel etwa, er sei nach seinem Kreuzestod direkt in den „Himmel“, in Gottes Gegenwart gekommen? Dann hat es ja wohl keine Auferstehung gebraucht.

Die ganze christliche Botschaft hängt nur an einem dünnen Faden: der Verkündigung der Apostel. Oder könnte man sie noch weiter absichern?

Nehmen wir eine zusammenfassende Formel aus dem 1. Timotheusbrief hinzu:

„Wahrhaftig, groß ist das Geheimnis unserer Frömmigkeit: Er wurde offenbart im Fleisch, gerechtfertigt durch den Geist, geschaut von den Engeln, verkündet unter den Völkern, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit“ (1Tim 3,16).

Offenbart wurde Jesus als irdischer Mensch — nicht als Auferstandener. Geschaut wurde er (nach seiner Rechtfertigung im Geist, also nach der Auferweckung) von den Engeln, nicht von den Menschen. Unter den Völkern wurde er verkündigt; erschienen ist er ihnen nicht. Auf diese Weise wurde er in der Welt geglaubt: nur aufgrund der Verkündigung. Da ist er wieder, dieser dünne Faden.

In die Botschaft auferstanden?

In der Theologie des 20. Jahrhunderts hat sich die Auffassung herausgebildet, dass Jesus (nur) in das Kerygma auferstanden sei, also nur in die Verkündigung hinein. Das kann man auf zweierlei Weise verstehen: a) Jesus ist gar nicht körperlich auferstanden, das Grab war nicht leer, er wird nur durch die Verkündigung der Kirche am Leben gehalten. b) Jesus ist zwar körperlich auferstanden und wurde dann in den Himmel aufgenommen, doch dafür gibt es nur Zeugenaussagen, keine Beweise. Also ist es die Botschaft, die den Glauben an ihn weckt (oder auch nicht). Unter diesem Vorzeichen wäre es nicht falsch zu sagen: Jesus ist in die Verkündigung hinein auferstanden.

Wie kommt es dann, dass die Predigten der Apostel so durchsetzungsfähig waren? An einigen Stellen geben sie ja zu, dass Jesus nur seinen Anhängern erschienen ist und dass für die anderen nur die Verkündigung bleibt (Apg 10,40-43; 13,31-32).

Doppelte Beglaubigung

Die ersten Predigten der Apostel beantworteten Fragen, die unübersehbar in der Luft lagen, sie knüpften jeweils an ein übernatürliches Geschehen an: die Ausgießung des Heiligen Geistes oder eine Krankenheilung. Das war nicht nur am Anfang in Jerusalem so, sondern auch später, z.B. bei Paulus (Gal 3,5). Noch zu seiner Zeit auf der Erde sprach Jesus von den „mitfolgenden Zeichen“. Die Auferstehung wird also doppelt bezeugt: von der Aussage der Apostel und — in Form von Kraftwirkungen — von Gott selbst. Ja, die Botschaft hängt nur an dem dünnen Faden der Verkündigung, doch es kommt darauf an, was das für eine Verkündigung ist. Dem Neuen Testament zufolge ist es eine Verkündung, die im Normalfall von Zeichen bzw. Kraftwirkungen begleitet wird. Und wenn sie das ist, dann ist der Faden doch nicht so dünn, wie er zunächst erscheint. Der Heilige Geist bestätigt den Auferstandenen — ist vielleicht auch dies mit dem Ausdruck „gerechtfertigt im Geist“ (1Tim 3,16) gemeint?

Die Auferstehung und ihre Botschaft ist also notwendig auf den Heiligen Geist angewiesen. Ostern braucht Pfingsten.

Die Ereignisse des Heils gehören notwendig zusammen

Das ist eine Verbindung, die im Licht des Neuen Testaments gar nicht so ungewöhnlich ist. Wir beobachten ja auch, dass der Karfreitag Ostern braucht, d.h. dass der Kreuzestod von Jesus ohne die Auferstehung gar keine Wirkung hat. Das Sühne- und Versöhnungsgeschehen wird erst durch die Auferstehung in Kraft gesetzt: „Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt“ (Röm 4,25). „Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid immer noch in euren Sünden“ (1Kor 15,17). So wie also Karfreitag Ostern braucht, so braucht Ostern Pfingsten.

Schlussfolgerung

Für mich ist eine unabweisbare Folge dieser Überlegungen, dass ich anders für Predigt und Verkündigung beten will und werde. Ich werde häufiger und konsequenter dafür beten, dass Gott selbst als Zeuge für seine Botschaft auftritt. Einerseits, indem er das Wunder tut und Glauben in den Herzen weckt (Apg 16,14), und andererseits, indem er sicht- oder spürbare Zeichen schenkt, die die Predigten begleiten. Unter diesem Erwartungshorizont möchte ich nicht mehr bleiben.

Sonntag, 1. Mai 2022

Herzensverbindung mit Gott

Wie kann ich in Momente der intensiven Gemeinschaft mit Gott kommen? Die Bibel kennt dafür einen Ausdruck, der recht altertümlich klingt: „Gottes Angesicht suchen“.

Was bedeutet das? Was ist Gottes Angesicht? Und müssen wir Gott denn suchen — versteckt er sich etwa vor uns?

Klar ist zunächst: Für die Beter der Psalmen war es eine vertraute Sache, Gottes Angesicht zu suchen (Psalm 24,6). Sie haben Gott so verstanden, dass er dazu eigens auffordert (Psalm 27,8). Die Formulierung „Gottes Angesicht“ ist auch heute Kirchgängern sehr vertraut: Der Schlusssegen des Gottesdienstes spricht davon, dass „Gottes Angesicht über dir leuchten“ möge (4. Mose 6,24-26). Von diesem Bibelwort her wird mir manches klar. Was ist denn ein leuchtendes Gesicht? Da ist ja keine Lampe angegangen, sondern ich sehe hier leuchtende Augen. Strahlen im Gesicht. Großes Wohlwollen mit kleinen Lachfältchen in den Augenwinkeln. Was für ein Segenszuspruch, wenn Gott mich so anschaut!

Gottes Angesicht suchen heißt also: seinen Blick suchen. Blickkontakt aufnehmen. Weil Gott nun nicht physisch und optisch sichtbar für uns ist, können wir ihn kaum anders als im Gebet suchen: Hier ist die Kontaktstelle. Ich suche Gottes Angesicht, indem ich mir im Gebet klarmache, wie er mich ansieht und wohin noch sein Blick gerichtet ist.

Das kann also ein zweifacher Vorgang sein. Zunächst stelle ich mich in Gottes Gegenwart und rufe mir in den Sinn, wer ich in seinen Augen bin. Was und wen er in mir sieht. Welche Identität er mir zuspricht. Grundlage dafür sind die entsprechenden Zusagen aus der Bibel. Danach besinne ich mich darauf, was Gott denn gern in meinem Leben sehen möchte — und darüber hinaus in der Welt. Was seine Interessen sind. Was passieren wird, wenn sein Name geheiligt wird, sein Reich kommt, sein Wille geschieht.

Wie also sieht Gott mich an? Und wohin ist sein Blick noch gerichtet? Das betend zu erfassen — das heißt: sein Angesicht suchen.

Montag, 28. März 2022

Elia, musste das sein?

Die biblische Erzählung von Elia ist faszinierend. Dieser Mann Gottes ist voller Mut und Glaubenskraft – und doch zugleich ganz menschlich, wenn er nach seinem großen Erfolg erschöpft und depressiv in der Wüste zusammenbricht (1. Könige 18–19).

Sieg (in der großen Glaubensprobe mit den Baals-Priestern um den wahren Gott) und Krise liegen dicht beisammen. Doch das ist nicht der einzige Kontrast in der Geschichte. Wie ein harter Bruch wirkt auch der Ausgang des Berichts über das sogenannte „Gottesurteil auf dem Karmel“ (1. Könige 18,15-40). Elia fordert die Baals-Priester zu einem Wettstreit der Beter heraus. Wer das Gebet um Feuer erhören kann, soll als wahrer Gott gelten. Der eigentliche Kampf ging dabei wohl weniger gegen die Baals-Priester als um die Glaubensausrichtung der Israeliten. Elia bzw. der Herr (Jahwe) gewinnt den Kampf. Und dann – lässt metzelt Elia alle Baals-Priester nieder. Das wirkt grausam und unnötig gewaltsam. „Musste das sein?“ fragen sich viele Bibelleser.

In der Bibelauslegung wurde des Öfteren auf – vermutlich bewusste – Unebenheiten in der biblischen Erzählung hingewiesen:

        Elia trägt den Sieg davon, indem er um Feuer betet und indem er dann einen Gewaltakt vornimmt. Doch danach, in der Gottesoffenbarung am Berg Horeb, zeigt Gott sich gerade nicht im Sturm, im Erdbeben und im Feuer (!), sondern in der Stimme eines leisen Flüsterns (1. Könige 19,11-13). Danach fragt Gott Elia, was er denn hier tue. Viele Bibelausleger deuten das als Korrektur Gottes an Elias Gottesvorstellung.

        Elia ist der Überzeugung, er sei der einzige Getreue, der noch für den Herrn übriggeblieben sei (1. Könige 19,10.14). Doch das trifft gar nicht zu. Gott sagt ihm, es gebe noch 7000 andere, die Baal nicht verehrt haben (Vers 18). Und schon vorher ist Elia dem Beamten Obadja begegnet, der 100 treue Propheten des Herrn beschützt hatte (1. Könige 18,4-14). Das wusste Elia und er hätte auch in der Wüste, als er sich für den letzten Übriggebliebenen hielt, daran denken können. 

Elias Denken und Handeln gingen also von falschen Voraussetzungen aus: seine Selbsteinschätzung in der Wüste (Kapitel 19) und letztlich auch seine Haltung bei der Glaubensprobe auf dem Karmel in Kapitel 18.

Von hierher kann man fragen, ob es wirklich in Gottes Sinne war, dass Elia die Baals-Priester blutig umbringen ließ. Es gibt jedoch ein starkes Argument, das für Elia spricht: Das durch Mose gegebene Gesetz schreibt vor, dass Propheten falscher Götter getötet werden müssen (5. Mose 13,2-19). Insofern scheint der Fall sehr klar zu sein und Elia hätte konsequent auf der Linie des Willes Gottes gehandelt.

Allerdings enthält der Text von 1. Könige 18 selbst ein oder sogar zwei Signale, die andeuten, dass Elia über das Ziel hinausgeschossen ist.

Das Herzstück der Erzählung ist Elias schlichtes und kraftvolles Gebet (Vers 36-37), das in starkem Kontrast zum verzweifelten und nicht enden wollenden Flehen der Baals-Priester steht. Elia bittet um drei Dinge:

        Gott möge zeigen, dass er Gott in Israel ist und dass das Volk dies erkennt (diese Bitte wird zweimal geäußert),

        Gott möge zeigen, dass Elia sein Diener ist und alles auf seinen Befehl hin getan hat,

        das Volk möge erkennen, dass Gott ihre Herzen zu ihm zurückgewendet hat.

Bemerkenswert ist vor allem die dritte Bitte. Elia betet um eine Herzensbekehrung. Das entspricht dem großen Ziel Gottes für sein Volk: Er möchte, dass es ihn von Herzen liebt (5. Mose 6,5). 

Diese Herzensbekehrung ist auch das Ziel in der großen Androhung von Fluch und Unglücksfällen in 5. Mose 28–30: Gott kündigt eine eskalierende Kaskade von Strafen für den Fall an, dass Israel im Ungehorsam verharrt. Es ist erschütternd, diese Aufhäufung des Unglücks in 5. Mose 28 zu lesen. Doch am Ende steht nicht die Umkehr des Volks, weil es aufgrund der Strafen zur Einsicht kam oder weil es die Strafen schlichtweg nicht mehr ertragen kann. Am Ende steht vielmehr das Versprechen, dass Gott selbst die Herzen seines Volkes reinigen wird (30,6). Das ist fast wie ein Schöpfungsakt. Strafen können vielleicht ein Anlass zur Umkehr sein, aber das erneuerte Herz kann nur Gott schenken.

Gehorsam nicht äußerlich, sondern von Herzen – das ist schließlich auch die große Gabe des neuen Bundes, den Jeremia verheißt (Jeremia 31,33).

Auf dieser Ebene bewegt sich also Elias Gebet. Es möchte letzten Endes eine Umgestaltung der Israeliten von innen her erreichen: „Von Herzen“ sollen sie dazu kommen, Gott zu erkennen und anzuerkennen. Und das passiert auch. Als alle erleben, dass Gott das Feuer schickt (was Baal nicht vermochte), bekennen sie sich zum Herrn (1. Könige 18,39).

Damit wäre eigentlich auch genug über die Baals-Priester gesagt. Sie sind blamiert, sie sind öffentlich widerlegt. Wer wollte jetzt noch Baal verehren? Diese Priester sind quasi auf einen Schlag arbeitslos geworden. Sie müssten beschämt abziehen (wenn sie sich nicht lieber gleich dem Bekenntnis des Volks anschließen wollten). Wenn Elia sie jetzt tötet, dann bewegt er sich plötzlich wieder auf der Ebene äußerlicher Maßnahmen. Er „operiert etwas weg“, was aber keine innere Veränderung bewirken kann. Die innere Veränderung ist schon geschehen. Die äußere Operation konnte an dieser Stelle nichts Weiteres mehr beitragen. 

Natürlich ist es immer eine Versuchung für eine frisch bekehrte Gruppe, wenn noch Verkündiger eines falschen Glaubens da sind. Vielleicht konnte Elia einen schnellen Rückfall verhindern, indem er die Priester tötete. Eins aber ist klar: Er handelt nicht mehr in der geistlichen Tiefe seines Gebets, nicht mehr auf der Herzens-Ebene, die doch Gottes Zielen so sehr entspricht.

Es gibt noch ein zweites Signal zwischen den Zeilen des Bibeltextes, das für die eben entwickelte Einschätzung spricht. Elia betet um Einsicht im Volk, dass er „all dies“ auf Gottes Befehl hin getan hat (1. Könige 18,36). „All dies“ – damit ist alles Bisherige abgedeckt. Ja, die Herausforderung zum Glaubenskampf, zum Gebets-Wettstreit, zum Gottesurteil entsprach offenbar Gottes Willen. Zwar wurde zuvor nicht berichtet, dass Gott Elia einen Auftrag dazu gegeben hatte, aber durch sein Gebet wurde Elias Handeln bestätigt – bis jetzt. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Für das, was Elia dann tut – das Massaker an den Baals-Priestern – hat er die Rückendeckung durch sein Gebet nicht mehr unbedingt.

Das Gebet Elias hat einen aussagekräftigen Hintergrund (wir entdecken ihn, wenn wir den Verweisstellen-Angaben der Elberfelder Bibel folgen). Ein Mann Gottes erklärt, dass er vom Herrn gesandt wurde und dass er „all diese Dinge“ nicht eigenmächtig getan hat – und dies in einer Situation, in der Menschen von Gott bestraft werden, die Gott auf falsche Weise verehrt haben: Das ist die Geschichte von Mose, der die rebellischen Anhänger Korachs zur Rede stellt (4. Mose 16,28). Seine Worte an das Volk ähneln dem Gebet Elias auffällig. Gut möglich, dass Elia sich auf die Stelle aus 4. Mose bezog. Sein Gebet stünde dann auf gutem biblischem Boden. 

Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Mose stellt dem Volk Israel eine Strafe Gottes an den Anhängern Korachs als Möglichkeit vor Augen („Wenn der Herr etwas noch nie Dagewesenes vollbringt …“). Und als diese Strafe sich dann ereignet, war es ein Wunder Gottes – und ausschließlich seins. Elia dagegen greift selbst zum Messer und schlachtet die Baals-Priester ab. Mose unterstreicht, dass er das tut, wozu Gott ihn gesandt hat – und dann spricht er (nur), handelt aber nicht, sondern überlässt alles Gottes Initiative. Elia betet um Erkenntnis, dass er (bisher) alles auf Gottes Befehl hin tat – und danach handelt er selbst, über das Bisherige hinaus. Elia ist hier eben doch nicht mit Mose vergleichbar.

Fassen wir zusammen: Man kann den Bericht über Elia einfach so lesen, als würde ein Mann Gottes die Aufträge seines Herrn erfüllen. Der biblische Text gibt das her. Aber er enthält zugleich viele Signale, die auf eine andere Sinn-Ebene verweisen:

        Elia ging erkennbar von falschen Voraussetzungen aus.

        Gott offenbart sich ihm im Gegenteil von Felsen zerschlagender Macht und von Feuer, nämlich im leisen Flüstern.

        Elia hat sein Glaubensziel, um das er betete, vollkommen erreicht: Gott hat die Herzen Israels ihm wieder zugewendet.

        Diese Herzensänderung entspricht Gottes höchstem Ziel. Keine äußere Maßnahme kann dieses Ziel erreichen.

        Das Massaker an den Baals-Priestern war weder von Elias Gebet (dem Kern der biblischen Erzählung) noch vom Vorbild Moses abgedeckt.

Elia, musste das Massaker sein? Vielleicht doch nicht – auch nicht nach dem, wie die Bibel diese Geschichte erzählt.

Freitag, 2. Oktober 2020

Wenn ein Mensch mich verletzt hat ...

 ... zu diesem Thema sind mir einige Gedanken wichtig geworden, die mir geholfen haben:

Hier stehen sie.

Mittwoch, 2. September 2020

Die Emotionen von Jesus in den vier Evangelien

Matthäus
Markus
Lukas
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1,41: Mitleid mit einem Kranken
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8,10: Jesus wundert sich über Glauben

7,9: Jesus wundert sich über Glauben
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3,5: Zorn und Trauer
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7,13: Mitleid mit der Witwe von Nain
9,36: Mitleid mit der Menge
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5,30: Jesus merkte, dass eine Kraft von ihm ausging
8,46: Jesus merkte, dass eine Kraft von ihm ausging
/
6,6: Verwunderung über Unglauben in Nazareth
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14,14: Mitleid mit der Menge
6,34: Mitleid mit der Menge

/
7,34: Seufzen bei der Heilung des Taubstummen
/
15,32: Mitleid mit der Menge
8,2: Mitleid mit der Menge
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/
8,12: Seufzen in seinem Geist wegen Zeichenforderung
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17,16: Klage-Ausruf „ungläubiges Geschlecht!“
9,19: Klage-Ausruf „ungläubiges Geschlecht!“
9,41: Klage-Ausruf „ungläubiges Geschlecht!“


10,21: Jesus jubelt im Geist, weil Gott es den Unmündigen offenbart
/
10,14: Unwillig wegen Ablehnung der Kinder
/
19,15: Legte ihnen die Hände auf
10,16: Er nahm die Kinder in die Arme (Luther: „herzte sie“) legte ihnen die Hände auf
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/
10,21: Jesus gewann den reichen Jüngling lieb
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20,34: Mitleid mit 2 Blinden
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/
/
/
19,41: weint über Jerusalem
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/
22,15: herzliches Verlangen nach Mahlgemeinschaft mit den Jüngern
26,37: Trauern und Zagen
14,33: Zittern und Zagen in Gethsemane
22,44: Todesangst betet heftiger
26,38: betrübt bis zum Tod
14,34: betrübt bis zum Tod
/

Johannesevangelium:

11,33: Jesus ergrimmt im Geist und wird erschüttert wegen der Trauer um Lazarus
11,35: Jesus weint
11,38: wieder im Inneren erzürnt, wegen Unglaubens der Juden bei Lazarus

Er „blickte umher“

Rot markiert: gezieltes Ansehen (nicht: erst umwenden und dann erblicken)



Matthäus
Markus
Lukas
Johannes



1,38: wandte sich um und sah sie nachfolgen
/
3,5: Er sah sie ringsherum an im Zorn
6,10: Er sah sie alle ringsherum an

12,49: Er streckte seine Hand über seine Jünger aus
3,34: Er sah um sich auf die, die rings um ihn her saßen
/

9,22: Er wandte sich um und erblickte sie
5,32 Er sah sich um nach der Frau
/

(16,23: wandte sich um und sagte zu Petrus)
8,33: wandte sich um, sah seine jünger und tadelte Petrus


/
10,23: Er sah sich um und sagte zu seinen Jüngern: Wie schwer …
/

Auswertung


Alle vier Evangelien berichten über unterschiedliche Emotionen von Jesus. Das Mitleid ist im Matthäusevangelium am stärksten repräsentiert. Das Markusevangelium ragt insofern heraus, als dass es am stärksten von negativen Emotionen von Jesus gegenüber seinen Gesprächspartnern (auch Jüngern) berichtet: Zorn, Trauer, Seufzen, Unwille. Es zeigt am ehesten einen „schroffen Jesus“. Nicht zu übersehen ist aber auch die Zuwendung von Jesus zu den Kindern und zum „reichen Jüngling“ gerade in diesem Evangelium. Außerdem betont Markus eine gewisse Aufmerksamkeit von Jesus, die sich in seinem gezielten Umherblicken / Ansehen zeigt.
Im Johannesevangelium werden Gefühle wohl nur im „Drama“ um Lazarus berichtet, nicht als Begleitumstand des Lebens von Jesus. Jesus erscheint ansonsten eher als „über den Dingen stehend“ so auch in den Passionsberichten.